Geschichte der Bergstedter Kirche
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oberalster-Bergstedt
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oberalster-Bergstedt
Den Namen Bergstedt (vom Eigennamen Beric oder Berich) begegnen wir zuerst in einer Urkunde von 1248. Darin heißt es: „In Beziehung des Dorfes Lütjensee ist es abgemacht, dass auch dieses zur Kirche in Trittau gehören soll, sobald der Wille und die Zustimmung des Predigers von Bericstede vorliegt“. Im Besitz der Gemeinde sind zwei weitere alte Urkunden, die in der Kirche abgebildet sind: „1256 trifft der „Abt zu Stade und Vizebischof von Hamburg die Entscheidung, dass die „Kirche in Berichstede“ nicht ein zweites mal finanziell ausgestattet (dotiert) wird, und 1293 schreibt der Erzbischof Johannes von Riga zugunsten der Gemeinde einen Ablass aus, „da die Kirche der allerseligsten Jungfrau Maria und des preiswürdigen Bekenners und Priesters Willehadus in Berichstede mit viel Kosten anfänglich gebaut, aber ohne fromme Beiträge der Gläubigen nicht vollendet werden kann“.
Das Mauerwerk der Kirche besteht aus romanischen Feldsteinen und frühgotischen Hausteinen. Vielfach sind Ziegel eingeflickt und größere Teile später neu errichtet. An einigen Stellen mussten Stützen fast bis ans Dach angemauert werden.
Während die meisten Fenster ihre jetzige Form in der Barockzeit erhalten haben, sind im Osten und an der Nordwand zwei gotische Fensteröffnungen erhalten. Im Süden findet sich eine jetzt (wie das Ostfenster) von innen vermauerte große Spitzbogentür, die früher einmal der Haupteingang zur Kirche gewesen sein dürfte.
1745 – 1747 wurde die Kirche nach Westen erweitert und der 37m hohe Turm errichtet. Bis dahin hatte die Kirche einen freistehenden Glockenturm. Die Türlaibung zwischen der heutigen Sakristei (1900 als „Frauenhaus“ für die Taufmütter mit ihren Kindern erbaut) weist alte Bearbeitungen auf. Ältestes Stück in der Kirche ist die Altarplatte – aus einem Stein mit fünf eingemeißelten Weihekreuzen gefertigt. Ebenfalls aus der frühen Zeit stammen die vier Weihekreuze an der Ostwand. Die Reste zweier weiterer an der Südwand sind zwischenzeitlich freigelegt.
Im Übrigen hat das Innere der Kirche sein Gepräge im 17. und 18. Jahrhundert erhalten (siehe die Jahreszahlen 1609 am Deckenbalken über dem Altarraum und 1663 an der Orgelempore. An dem Balken von 1609 sind die Namen der damals amtierenden Kirchenjuraten eingeschnitzt, darunter Cuntze Pilschmidt († 1617). Sein Sohn gleichen Namens folgte ihm im Amt des Kirchspielvogts, das dieser in den Wirren des 30-jährigen Krieges innehatte.
Die Kirchenbücher verzeichnen, dass damals jahrelang überhaupt keine Kirchenrechnung gelegt werden konnte, dass dem Pastor von Soldaten die Haustür eingetreten und der Gemeinde das Leichentuch geraubt wurde. Und schließlich wird im Sterberegister des Jahres 1639 vermerkt, dass innerhalb weniger Tage Cuntze Pfeilschmidt mit seinen vier kleinen Kindern von der Pest hingerafft wurde.
Bestattungen wurden früher auch in der Kirche vorgenommen, waren aber zeitweilig heftig umstritten wie in dem Fall Cuntze Pilschmidts d.Ä. ; denn das Kirchengestühl sei „gantz ruiniert und verdorben, weil so oft Leichen in der Kirche begraben worden“ und der Boden infolge Zusammenbrechens der Särge einfiel.
Die Kanzel hat jetzt vermutlich ihren dritten Platz: Ursprünglich freistehend (noch mit allen vier Evangelisten), dann 1792 in den Kanzelaltar eingebaut und bei der Renovierung 1951/52 an dem jetzigen Platz, wo einst der „Scharfrichter“ separat von der Gemeinde seinen Stuhl hatte, angebracht.
Der Altar ist kein einheitliches Werk, wie sich an der unterschiedlichen Qualität der kleinen Figuren leicht erkennen lässt. Der auferstandene Christus bildete früher die Bekrönung, bevor er auf den Schalldeckel der Kanzel gesetzt wurde. Der spätgotische Kruzifixus (Arme erneuert) erhielt erst nach dem Ausbau der der Kanzel hier seinen Platz.
Die mit Bildern geschmückte Bibel wurde 1619 und 1620 in drei Teilen im Auftrag der Verleger „Johann und Heinrich Stern, Bürger und Buchführer zu Lüneburgk“ bei „Johann Voigten“ in Goslar gedruckt. Sie hat 2008 ihren Platz in einer separaten Vitrine gefunden, die vom Tischlermeister Evert weitgehend aus dem Holz der Linden angefertigt wurde, die einst die Einfahrt zum alten Pastorat begrenzten.
Von den unterschiedlichen Kirchenstühlen für Gutsherrschaften (und für den Hamburger Senat, der von jeher auf enge Beziehungen zum Alstertal und zu den Walddörfern bedacht war – vgl. das Wohldorfer Herrenhaus!) ist nur noch der Kirchenstuhl der früheren Besitzer von Hohenbuchen – Poppenbüttel erhalten.
Der Taufengel wurde 1766 aus Spenden der Gemeinde angeschafft. Dies geschah in damaliger Zeit ebenso wie die Einrichtung von Kanzelaltären und Emporen (die hiesigen liefen bis 1951 auf beiden Längsseiten ganz durch) auch aus Platzgründen.
Die heute neben dem Altar stehende „kleine“ Orgel war einmal die ursprüngliche Orgel der Kirche und stammt aus der Werkstatt Arp Schnitgers (1686). Sie wird heute bei Taufen, Abendgottesdiensten und Konzerten gespielt. Das Glockenspiel auf der Westempore hat unser ehemaliger Organist Uwe Petersen gebaut.
Bei der Renovierung 1951 wurde die bemalte Balkendecke von 1685 im wahrsten Sinne wieder „entdeckt“. 1828 hatte Probst Dose anlässlich der Hochzeit einer dänischen Prinzessin aus Spenden der Bergstedter eine Verschalung anbringen lassen. Die Namen der Stifter der ursprünglichen Decke finden sich zusammen mit den von ihnen gewählten Sprüchen in den Medaillons.
Die Altarleuchter aus dem Jahr 1721 und der 16-armige Leuchter aus dem Jahre 1731, der Opferstock mit Eisenbändern und starken Schlössern, 1676 angeschafft und 1783 mit einer Sicherung verstärkt. Der barmherzige Samariter von 1926 ist eine Dauerleihgabe eines Gemeindemitgliedes, gespendet 2001.
Die alte Glocke wurde 1622 in Hamburg gegossen und trägt die schöne Umschrift: „Si Deus pro nobis quis contra nos“ (Wenn Gott für uns, wer (mag dann) gegen uns (sein) ?. Eine Zweite Glocke aus dem Jahre 1795 wurde im 1. Weltkrieg abgeliefert.“ Weil sie wegen ihrer Größe nicht aus dem Turm heraus zu bekommen war, schlug man sie oben in Stücke und warf die einzelnen Scherben zur Luke hinaus“ (Friedrich Sparmann). Die neue Glocke aus dem Jahr 1954 trägt das Vaterunser als Umschrift.
1978 zeigte sich an vielen Holzteilen der Kirche Holzbockbefall. Besonders mitgenommen waren die eichene Balkendecke und der Turm. Zwei Jahre dauerte es bis die Gemeinde das Richtfest für den Turm wieder feiern konnte.
Außer für den Chor und den Altarraum hat die Kirche keine elektrische Beleuchtung. Das Kerzenlicht gibt dem ganzen Raum eine besondere Atmosphäre; es lässt auch die Unebenheiten der verputzten Feldsteinwände besonders schön hervortreten.
Text nach Wilhelm Rothe
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